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Es werden Posts vom August, 2017 angezeigt.

Karl Ove Knausgard - Das Amerika der Seele

„Zu schreiben heißt, das Innere zu suchen, einen Ort, wo es das Soziale nicht gibt, man es aber sehen kann, einen Ort, wo Grenzen überschritten und auf diese Weise sichtbar und neu definiert werden.“ Lange habe ich gebraucht, um Das Amerika der Seele  von Karl Ove Knausgard zu beenden. Ein Buch mit achtzehn Essays zu so unterschiedlichen Themen wie die Kunst von Cindy Sherman, die Kunst von Sally Mann, die eigene Darmtätigkeit, Adolf Hitler, das Massaker von Utoya, Knut Hamsun, Sören Kierkegaard, die Bibel, das Schreiben….. Das Spektrum Knausgards scheint unendlich. Beim Lesen gewinnt man immer wieder den Eindruck, seiner persönlichen Spur zu folgen. Er sitzt in seinem Schreibzimmer, er liest, er taucht ein in den eigenen Raum von Stille und Nichts, aus welchem er dann seine Texte holt, die eine Kombination sind von ihm selbst, seinem Leben, und dem, was er so liest, während er arbeitet. Schon allein aus diesem Grund finde ich das Buch unendlich spannend. Es ist wie eine offen

Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara

Ein wenig Leben – Als ich das erste Mal von diesem Buch hörte, mir daraufhin bei Goodreads die Besprechungen und den Inhalt anschaute, war mir eigentlich sofort klar, dass es kein Buch für mich war. Ich bin normalerweise nicht jemand, die vor dem Dunkel, den Abgründen der menschlichen Existenz zurück weicht, das Böse, zu dem Menschen fähig sind, hat mich immer interessiert. Denn ich halte es für einen Beweis der menschlichen Freiheit, dass wir böse sein können. Mich interessiert, wie die Menschen umgehen mit dieser Freiheit, die ja im Umkehrschluss auch beinhaltet, dass wir gut sein können. Dennoch sprach dieses Buch mich nicht an. Bis meine Freundinnen es für sich entdeckten, es reihenweise lasen und mich mit ihrer Begeisterung unsicher machten. Ich bestellte es mir und ordnete es sehr weit unten im SuB ein. Kurz vor einer Reise in den Sommerferien, in der ich erwartete, etwas Zeit zum Lesen zu finden, stellte ich mich selbst vor die Frage: Ein wenig Leben, Die unerhörte Geschi

Knausgard und ein Gedicht von Edgar Lee Masters

Heute hatte sie sehr viel durcheinander gelesen. Das tat sie in letzter Zeit häufiger, vor allem immer dann, wenn kein Buch es schaffte, sie ganz zu fesseln. Sobald dies einem Buch gelang, sie so richtig an sich zu reißen, dann las sie nur noch dieses. In letzter Zeit gelang dies selten. Das letzte Buch, das sie so gefesselt hatte, war Überbitten von Deborah Feldman gewesen, ansonsten in diesem Jahr nur Seethaler und Erpenbeck bislang. Seit über sieben Monaten sehnte sie sich verzweifelt nach Büchern, die sie zogen, aber meistens zog sie sich durch die Bücher und in letzter Zeit kam ihr immer mal wieder der Gedanke, eine Lesepause einzulegen, um sich einfach mal ungestört die Leere in ihrem eigenen Kopf anzuschauen, oder auch das Gerede. Heute hatte sie gelesen, u.a. in The Penguin Anthology of20th Century American Poetry , ein Gedicht von Edgar Lee Masters , in dem es hieß: Where are Ella, Kate, Mag, Lizzie and Edith, The tender heart, the simple soul, the loud, the proud,

Gedanken über Nell Zink und sie selbst

„ gewaltige Ressourcen an Langeweile und Einsamkeit ausbeuten, um ungestört zu schreiben“ Nell Zink Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sie eine neue Schriftstellerin entdeckt. Ihr Name war Nell Zink. Sie lebte nur eine Stunde entfernt von Berlin, in einer sehr kleinen brandenburgischen Stadt, sie hatte auch mal in Virginia gelebt, sie war im gleichen Jahr wie sie geboren. Das reichte ihr persönlich, also, das waren genug Parallelen, um sich mit ihr auf eine seltsame Art und Weise seelenverwandt zu fühlen.  Diese Nell Zink hatte jahrzehntelang praktisch für sich selbst geschrieben, oder für einen Freund, und sich mit Gelegenheitsjobs, zum Beispiel auch als Sekretärin (womit sie eine weitere Parallele gefunden hatte!) über Wasser gehalten. Sie hatte gar nicht wirklich damit gerechnet, jemals veröffentlicht zu werden. Sie hatte auch keinerlei Lust auf den Literaturbetrieb. Ihren literarischen Durchbruch hatte sie dann Jonathan Franzen zu verdanken. Dem hatte sie nämlich, als An